In einem Anfall jugendlichen Übermuts habe ich mich für eine Sprachassistentenstelle in Manchester beworben, in der Erwartung, dass ich dann endlich Pippa Middleton kennen lernen, Wimbledon gewinne und es als Unterwäschemodell auf die Titelseite eines Boulevardblatts schaffe.
Die Realität sieht leider anders aus: ich habe ausnahmslos nur Schülerlotsen, Millionen von Spanier und Badewannenstöpsel kennen gelernt, meine Rückhand liegt noch im Argen und unverständlicherweise will niemand meine Unterhosen sehen.
Aber, neues Jahr, neues Glück!
Ich bin jedenfalls am 30. Dezember wieder gut in England angekommen und es gab es keinerlei Zwischenfälle (da ich ja dieses Mal keine hochexplosiven Christmas-Cracker mit an Bord nehmen wollte, so wie beim Heimflug vor Weihnachten). Also, erstmal London für Silvester. War wirklich toll und man hört Big Ben um Mitternacht auch in 7 Kilometern Entfernung noch bimmeln. (Ich habe natürlich erst ein paar Tage später realisiert, dass die Gongs logischerweise aus Lautsprechern gekommen sind, aber dieser Eindruck um 24 Uhr den Big Ben zu hören, hat mir jedenfalls sehr gut gefallen). Und ein Riesenfeuerwerk gab’s natürlich auch. Jetzt aber eine englische Besonderheit: wie sich der eifrige Leser wahrscheinlich erinnern kann, habe ich ja schon öfters auf die Beliebtheit von Feuerwerken hier im Lande hingewiesen. Das gilt seltsamerweise aber nicht für den einzigen Tag im Jahr, wo sich auf der ganzen Welt tausende Menschen in Vorfreude auf das neue Jahr einen Arm mit einer Rakete wegschießen oder sich beim Anzünden diverser Knallkörper Verbrennungen dritten Grades zu ziehen. An diesem Tag geht der Engländer brav zu einem offiziellen Feuerwerk in die Stadt und danach strömt man gesittet wieder an einen Ort des Feierns zurück. Klingt seltsam, is aber so.
Was tut sich nun in Manchester bei mir seit meiner Rückkehr? Seit ich wieder hier bin, habe ich angefangen gestohlene Handys am Busbahnhof zu verkaufen, arbeite am Wochenende als Rausschmeißer in einer Spelunke für einsame Matrosen und organisiere illegale Hahnenkämpfe in Hinterhöfen.
…OK. Das war jetzt ein wenig geflunkert, aber ich muss natürlich die Geschichten vom letzten Jahr toppen und im realen Leben ist jetzt in den letzten Wochen nicht ganz so viel passiert. Vieles ist einfach wieder so, wie auch schon vor den Weihnachtsferien. Meine Küchenfensterfernwinkbeziehung ist gut im Laufen (sie hat jetzt die Haare ein bisschen kürzer, ich übrigens auch, aber dazu später mehr), die Schule ist noch dort, wo sie vor den Ferien war, das Pubquiz ist nach wie vor dienstags und die Abende mit Caroline sind absolut in Ordnung. Wir kochen zwar getrennt (sie vor allem entweder absolut gesundes Gemüsezeugs oder Fleisch mit Wurst als Beilage!), aber wir fernsehen gemeinsam. Die ideale WG-Beziehung. Es gab bereits einen „Hook“-Fernsehabend, dann standen die „Ghostbusters“ am Programm, zuletzt „Zurück in die Zukunft“ und ich denke, es werden noch einige folgen. Eine weitere Arbeitsteilung in unserem Haushalt besteht darin, dass Caroline Küchenutensilien kauft und ich sie kaputt mache. Bis jetzt: 3 Messer und 2 Schüsseln. Na, nach diesen spannenden Ereignissen wünscht ihr euch jetzt plötzlich doch, dass die Sache mit den gestohlenen Handys stimmt, gell?!
Gut, zumindest kann ich von meiner coolen Geburtstagsfeier berichten, die damit geendet hat, dass die Nachbarn gekommen sind und sich beschwert haben, dass es in 5 Jahren nicht so laut hier im Haus war! Success! Darüber hinaus war ein Hund anwesend und es gab selbstgemachten Apfelstrudel und Geschenke - was will man mehr!
Weiters wurde ich aufgrund meines Akzents für einen Südafrikaner gehalten und ein leicht französischer Anklang in der Aussprache wurde auch schon festgestellt. Der Österreicher – das unbekannte Wesen! Dann habe ich zum ersten Mal seit Betreten der Insel einen Friseur aufgesucht. Auf die Frage des Friseurs „How do you normally style your hair?“ konnte ich natürlich nur mit Achselzucken reagieren. Ich hätte ihm natürlich von meiner ausgeklügelten „Haube-nach-dem-Duschen-aufsetzen“-Technik erzählen können, aber ich denke nicht, dass er das gemeint hat. Jedenfalls hat er viel zu viel weggeschnipselt. Man kennt das natürlich, sobald man bemerkt, dass es zu kurz ist, ist es ja auch schon zu spät. Jedenfalls, so kurze Haare hatte ich das letzte Mal, als ich gerade den Geburtskanal verlassen habe. Einen Vorteil hat das ganze natürlich: endlich lernen die Burschen jetzt neben „Er hat lange, lockige, braune Haare“ auch „Er hat kurze, glatte, braune Haare“….Alles für den Job. Dieser neue Hooligan-Look findet großen Anklang bei der reiferen Damenwelt, die jüngeren Mädchen sind kollektiv in Tränen ausgebrochen ob des Verlusts der Lockenpracht. Zum Friseur muss ich garantiert nicht mehr in England gehen. Tja, liebe/r LeserIn, ich erzähle tatsächlich von Friseurbesuchen und man denkt sich jetzt zu Recht, eine Hahnenkampfgeschichte wäre sicher lustiger gewesen…
Des Weiteren war ich nun erstmals bei einem Match - City vs Fulham. Bei meinem Glück habe ich natürlich eines der wenigen Spiele erlebt, welches von Minusgraden und Schneefall geprägt war. Der Vorteil ist aber, ein kühles Blondes in der Mitglieder-Bar draußen vor dem Stadion wird bei dem Wetter garantiert nicht warm. Das Spiel war mäßig interessant, weil die Leistung der Fulham-Spieler an so manchen österreichischen Bundesliga-Kick erinnerte, doch die Fans machten das mit der Stimmung und den Gesängen allemal wett.
Einen Erfolg der österreichischen Küche kann ich auch noch vermelden. Am letzten Arbeitstag einer Deutschlehrerin, die nach Barbados zieht, habe ich einen Apfelstrudel mitgenommen und als Folge wurde ich sogleich zu ihrer Abschiedsfeier in einer Bar in Manchester eingeladen. Das Sprichwort stimmt also: Der Apfelstrudel ist mächtiger als das Schwert!
Zum Abschluss berichte ich noch schnell, wie ich beinahe dreimal gleichzeitig nach Belfast geflogen wäre. Physikalisch höchst unwahrscheinlich, aber die Grenzen der Realität haben mich und Billigfluglinien noch nie zurückgehalten. Wie kam es dazu: Der Grundgedanke war, dass man natürlich St. Patrick’s Day auf der Insel nebenan feiern sollte. Also, mit der Frau Katharina L. (ja, die Unpünktliche aus den London-Abenteuern), die in Belfast zuhause ist, ausgemacht, dass man die Gelegenheit beim Schopfe packt. Was fehlt ist nur EIN Flugticket. Das ist leichter gesagt als getan. Beim online Buchen kann es schon mal passieren, dass beim Verarbeiten der Daten ein Fehler passiert und die Buchung nicht durchgeführt wird. Das ist ärgerlich, aber man versucht es dann eben noch einmal. Sollte es erneut nicht funktionieren, dann probiert man es ein drittes Mal und - schwupps - schon klappt es. Dann kontrolliert man, ob man eh eine Bestätigung per Email bekommen hat und freut sich, dass dem so ist. Dann schaut man noch mal und sieht, dass man 3 (in Worten: drei) Bestätigungsemails bekommen hat für die drei Flüge, die man soeben gebucht hat. Das bringt natürlich einen Mörder-Vielfliegerbonus, finanziell steigt man aber eher schlecht aus. Und auch wenn die Vorteile, wie z.B. eine ganze Reihe liegend einzunehmen, verlockend sind, habe ich dann doch zwei Flüge wieder storniert.
So, das war’s fürs Erste. Ich verspreche bis zum nächsten Eintrag meine Abenteuer wieder etwas spritziger zu gestalten. Weniger Friseurbesuche, mehr Parallel-Flüge buchen und ich schaffe mir mal einen Kampfhahn an. Den kann man ja immer gut gebrauchen...
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