Dienstag, 5. Juni 2012

And on the 6th day...


                                                      

Alles hat ein Ende, auch ein Schuljahr in England. Und erst recht ein Blog über ein Schuljahr in England. Daher ist dies der letzte Eintrag und leicht melancholisch berichte ich über meine Abenteuer der letzten 8 Wochen hier auf der Insel. Logischerweise habe ich mir die Highlights für den Schluss aufgespart und ich will ja nicht zu viel verraten, aber die Queen war in Manchester, Zach Braff war in London, ich war in Stoke-on-Trent, die meisten waren in Schottland und Babsi Brugger war überall.

Aber alles schön der Reihe nach. First things first: Die Königin! Jetzt denkt man natürlich, die Queen zu sehen war es schon mal wert ihren Untertanen 8 Monate lang ein paar Brocken Deutsch beizubringen. Falsch. Da ich aber meinen freien Tag und die Wäsche für diese Woche schon erledigt hatte, ließ ich mich dazu überreden die Lizzy samt Gemahl mal von der Nähe zu bestaunen. Grundsätzlich muss ich aber festhalten, dass, wenn ich eine alte Dame im rosa Mantel sehen will, ich mir auch die Wiederholung von den Golden Girls im Fernsehen anschauen kann. Und dies ohne von tausenden Menschen erdrückt zu werden. Doch scheinbar liefen gerade die Golden Girls im TV, weil anders ist eigentlich nicht zu erklären, warum bei dem Museum, wo die gute Dame kurz vorbeischaute, nur eine Handvoll Monarchisten mit Fahnen und Fotoapparaten bewaffnet Her Majesty sehen und zum 60. Bühnenjubiläum gratulieren wollten. Und das, wobei das in ihrem Alter ja wahrscheinlich schon ihre Abschiedstournee war. An dieser Stelle würde sich natürlich ein billiges Scherzchen anbieten, im Sinne, dass ich enttäuscht war, weil sie nicht „Radio Gaga“ gesungen hat, aber das sparen wir uns. Gut, zumindest kann ich „Von einer alten Dame im rosa Mantel zuwinken lassen“ von meiner To-Do-Liste streichen. Ist ja auch etwas.
  
Dann waren zunächst mal Osterferien und Fred, Patricia und ich machten uns auf den Weg in den Norden. Und man muss sagen, Schottland zeigte sich wirklich von seiner vielfältigsten Sorte, also wettertechnisch. Wolken, Sonne, Regen, Schnee, Wind – alles dabei. Landschaftlich ist Schottland wirklich schön, ein Loch neben dem anderen, Highlands links und rechts, massenhaft Schlösser und überall Schafe und Menschen in Kilts. Die Menschen, nicht die Schafe. Und wenn man denkt in Nordirland gibt es viele Rothaarige, dann muss man mal nach Schottland. Unglaublich. Fast so viele wie kiltlose Schafe. Unsere Reise führte uns von Glasgow über Loch Lochmond und Oban nach Fort Williams. Dann weiter auf die Isle auf Skye, wo unsere liebe Spanierin zum ersten Mal in ihrem Leben Schnee gesehen hat und neben der Freude darüber auch gleich wieder umkehren wollte, weil die Straße ihrer Meinung nach nicht mehr passierbar war. Aber eine südspanische Expertenmeinung zum Thema Schnee hat ungefähr so viel Gewicht, wie wenn Karl-Heinz Grasser über Moral in der Politik spricht. Also ging die Reise munter weiter zur Black Isle, welche weder schwarz noch eine Insel ist. Inverness und Aberdeen waren weitere Stops. Auch in der Universitätsstadt St. Andrews haben wir kurz gehalten, um zu sehen, ob die Romantik, die Kate und William hier zusammengeführt hat, auch uns bezaubert. Tat sie nicht. Nett war es trotzdem. Endpunkt war dann Edinburgh und das ist definitiv eine Reise wert. Die ganze Zeit über haben wir in Hostels übernachtet. Und so gern ich auch in eiskalten Räumen neben 7 wildfremden Menschen aufwache; einen religiösen Litauer, eine Handvoll lärmende Deutsche und eine Harry-Potter Fanatikerin aus Oklahoma inklusive Harry-Potter Fan Musik später kann ich getrost sagen: eine Woche ist dann auch genug. Witzig war für mich aber immer den Konversationen der deutschen Mädels in den Hostels zuzuhören, die aufgrund meiner Gespräche mit Fred und Patricia auf Englisch annahmen, dass ich wohl kein Deutsch spreche und sich in Sicherheit wiegten, wenn sie über Männer allgemein und ihre Freunde und ihr Sexleben im Speziellen plauderten. So kann man sich täuschen. Aber auch diese Reise ging zu Ende…

Ich, Babsi und Zach
…doch die nächste ließ nicht lange auf sich warten. Da ich ja so gut wie noch nie in London war, bin ich dann noch schnell für ein fünftes Wochenende in die Hauptstadt. Und nachdem ich die Elternschaft abgeholt und ein bisschen herumgeführt hatte, habe ich sie mitten in der Stadt stehen lassen und bin schnurstracks ins Duke of York Theater. Wie man ja mittlerweise feststellt hat, reise ich ja nirgends hin, wo nicht auch die Frau Brugger zugegen ist. Also auch dieses Mal, um das Zach Braff Theaterstück „All New People“ zu sehen. Und am Ende gab’s dann das legendäre Aufeinandertreffen mit Zach selber! Yippie! Im Anschluss trafen wir dann noch Anna, eine weitere österreichische Assistentin in London, und dann ging’s ab zu einer Party bei Leuten, die ich noch nie in meinem Leben gesehen habe und wahrscheinlich auch nie wieder sehen werde. Aber eins kann ich sagen: das war schon sehr genial. Bei dieser Gelegenheit habe ich auch noch meinen persönlichen Personen-pro-Bett Rekord auf 4 erhöht. Samstag wurde viel geschlafen, man war etwas müde, aber auch ein bisschen Sightseeing, Abendessen in einem bayrischen Bierlokal und dann hatte ich zum ersten Mal in London einen ruhigen Abend. Wusste gar nicht, dass so was möglich ist! Einen nüchternen Sonntag (auch das war eine Premiere in London) noch gemütlich über die Runden gebracht, die schlechteste carrot cake der Welt gegessen, ein letztes Mal beim Sherlock vorbei geschaut und dann ab nach Manchester.

Irgendwann im Bus nach Haus...
Dann hatte ich noch ein letztes Mal Gäste, die irischen Mädels haben den Gegenbesuch aus Belfast angetreten inklusive Standard-Sightseeing Tour und abendliche Parties in diversen Etablissements. Ich habe sogar gekocht, manche Gäste wussten die lukullischen Genüsse, die ich vorbereitet hatte, aber nicht zu würdigen und haben Nudeln mit Olivenöl oder Pesto oder was weiß ich gespeist. Undankbare Gäste. Arne hatte Geburtstag und unter anderem die unfreundlichste Deutsche, die ich in meinem ganzen Leben getroffen habe, eingeladen. Und sie fand meine Witze nicht lustig. Das sagt ja wohl alles! Ich bin ja mittlerweile in England viele Arten der Zurückweisung gewohnt, aber meine Witze!?! Da hört sich der Spaß natürlich auf! Dann wollten wir abends beim Nachhauskommen noch schnell in die Wohnung unter uns, da ich aber nach ca. 1 Minute gemerkt habe, dass ich die falsche Tür aufsperren wollte, konnte ein böses Ende an diesem Abend gerade noch verhindert werden. Und wer war schuld? Die Essensverweigerin natürlich. Sonntag wurde dann noch gemeinsam die erste Hälfte des Entscheidungsspiels gemeinsam in einem Pub geguckt, die verrückte zweite Hälfte hab ich mir dann alleine angesehen, weil die Damen schlauerweise ihren Zug nach Liverpool genau um die Uhrzeit gebucht haben. Was die da verpasst haben, unglaublich. Erwachsene Männer mit Tränen in den Augen, weil sie die Meisterschaft für Manchester City wieder den Bach runtergehen sehen und dann die völlige Ekstase als es in der buchstäblich letzten Minute doch noch klappt. Ich hab mir mit Vladimir auch noch die Parade der Mannschaft durch die Stadt angesehen am nächsten Tag. 1½ Stunden warten um 1½ Minuten lang winkende Fußballer zu sehen. Irgendwie sind alle meine Winkereignisse in Manchester nicht der Hammer. Wobei meine Fensterwinknachbarin mich mittlerweile nun auch in meinem Schlafzimmer beim Ankleiden beobachtet, am Ende wird das vielleicht doch noch was mit uns?

Babsi und Botanical Garden, Sheffield
Dann sollte ich vielleicht noch zwei kurze Trips in die Umgebung erwähnen. Ein Ausflug brachte mich nach Sheffield, besser gesagt in den Botanischen Garten von Sheffield. Sonst habe ich nichts gesehen, weil die Frau Brugger (hab ich nicht gesagt, die ist überall!!) mich vom Bahnhof abholte, mir einen Gebäude zeigte, welches aussieht wie eine Käsereibe, und dann sofort in den oben erwähnten Garten lotste. Wegen dem schönen Wetter war’s. Jedenfalls kann ich sonst nichts zu Sheffield sagen. Wird schon nett sein. Besser wie Stoke-on-Trent. Wobei man natürlich sagen muss, alles ist besser wie Stoke-on-Trent. Da stellt sich natürlich die Frage, warum ich überhaupt dort hingefahren bin, wenn es so schrecklich ist?! Nun, Vladimir hat ein bisschen im Internet recherchiert, was es so alles in der Nähe gibt und nachdem Robbie Williams in Stoke-on-Trent geboren und aufgewachsen ist und die Stadt noch dazu berühmt ist für seine Töpferwaren, hat der mutmaßliche Keramik- und Take That-Fan Vladimir entschieden, dass der Ausflug dahin gehen soll. Dort angekommen, haben wir schnell herausgefunden, dass Robbie Williams aus gutem Grund die Stadt verlassen hat und der Grund dafür war sicherlich nicht, dass die lokale Tonwarenproduktion überraschenderweise irgendwie an Bedeutung verloren hat. Nein, der Grund für seine Flucht war, dass Stoke-on-Trent einfach die trostloseste und hässlichste Stadt von Großbritannien ist. Ach was sag ich, der Welt! Ein Haus hässlicher als das andere, alle Geschäfte entweder hässlich oder wegen Konkurs zugesperrt, meistens beides. Restaurants, Pubs: hässlich und zu. Stoke ist so trostlos, selbst Clowns kriegen hier Depressionen. Die Selbstmordrate liegt bei circa 98 Prozent. Und verurteilte Verbrecher, die wählen können zwischen Gefängnis oder Urlaub in Stoke, wählen ohne zu überlegen den Knast (fragt mich bitte nicht, warum man verurteilten Verbrechern diese Wahl gibt, ich weiß es nicht…). Nur Menschen, die in Stoke geboren wurden, sind gesetzlich verpflichtet bis zu ihrem 18. Lebensjahr hier zu bleiben. Mit 18 sind dann alle weg. Es leben nur Teenager in rosa Jogginghosen und Menschen über 80 in Stoke. Hässliche Menschen, die nirgendwo sonst hinpassen. Ein Bild des Grauens. Es gibt keine Tiere hier und kaum Planzen. „As ugly as Stoke“ ist eine der schlimmsten Beleidigungen, die man jemandem hier in England an den Kopf werfen kann. Ja, so könnte ich immer weiter machen, ein Superlativ des Schreckens würde dem nächsten folgen, aber wir wollen uns doch wieder angenehmeren Dingen des Lebens zuwenden.
Das ist NICHT Stoke-on Trent!!
Ich, David, Vladimir und Jamie Oliver
Da die Schilderungen von Stoke-on-Trent sehr detailreich war, muss ich das Ganze jetzt aber ein bisschen abkürzen und leider absolut großartige und witzige Anekdoten auslassen. Zum Beispiel wie ich nur in Unterhosen gekleidet die Vorausscheidung zur Miss World in Manchester moderiert habe, wie ich versehentlich die englische Meisterschaft im Pfahlsitzen gewonnen habe oder wie ich mit einem Origami-Flamingo, einem Gummiringerl und 2 Schoko-Osterhasen die olympische Fackel wieder zum Brennen gebracht habe. Das waren Sachen…eijeijei! In der zweiten „Extended Version“ des Blogs sind diese Schmankerl plus extra Fotomaterial natürlich drinnen. Also, Kurzfasssung der anderen Highlights: Ich war mit David und Teddy in Hebden Bridge (netter Ort außerhalb Manchesters); ich war dreimal mit Lehrern essen, es gab ein weiteres österreichisches Dinner und ein auch ein französisches; Patricias 30.Geburtstag wurde gebührend gefeiert; ich hätte fast bei einem Mädl aus Leeds Erfolg gehabt (David meinte ja übrigens auch am Tag meiner Abreise wörtlich „England has lost a Casanova!“, aber irgendwie werd ich das Gefühl nicht los, dass da Ironie im Spiel ist); ich war auch bei der Geburtstagsfeier einer Lehrerin eingeladen (dieses Mal ohne das Geburtstagskind mit einem Strudel bestechen zu müssen); es gab ein Fondue in David’s Wohnung; der Strom in unserer Wohnung ist abends ausgefallen; ich habe sehr gut in Jamie Oliver’s neuem Restaurant gegessen und wurde in der anschließenden Taxifahrt von einer fast 50-jährigen Freundin Davids angebraten (da gehe ich jetzt nicht weiter darauf ein, die Erinnerung daran ist einfach zu schmerzhaft); wir hatten jedes Mal Spaß im Konferenzzimmer, wenn ich „Mozart balls“ mitgebracht habe; meine Wohnungsnachbarn hatten lautstarken Geschlechtsverkehr (nicht die Winkerin natürlich, das würde sie mir nie antun) und beim Pub Quiz haben wir ergebnistechnisch teilweise stark nachgelassen, sprich letzter Platz. Beim ersten Mal haben sich die beiden Moderatoren noch bei uns entschuldigt, weil so viele Fragen englandspezifisch waren, beim zweiten Mal war ihnen klar, dass die Allgemeinbildung auch in der kontinentaleuropäischen Bildungspolitik ein Sorgenkind ist.

Wir sind stabil gebaut!!
Apropos Bildung. Noch ein letztes Mal möchte ich über die Schule und den Unterricht berichten. Ich habe ja bereits einmal angedeutet, dass ich mich selbst unsterblich gemacht habe und mein Name für immer mit den glorreichen Erfolgen des Year 7 Fußballteams der Audenshaw Schule verbunden ist. Und das kam so: Vor den Weihnachtsferien habe ich ja den Burschen fleißig das Kicken beigebracht, aber danach gab es einfach zu viele Differenzen zwischen mir und dem Trainer über Aufstellung, Taktik und Spielergehälter. Also war ich danach nicht mehr bei den Trainings dabei, was sofort dazu geführt hat, dass sich die Jungs noch viel mehr angestrengt haben als üblich und die englische Meisterschaft in dieser Altersklasse gewonnen haben. Ich bin mir sicher, dass die Burschen den Titel inoffiziell mir gewidmet haben. Ehre, wem Ehre gebührt.          
In meiner Tätigkeit als Assistent waren in letzter Zeit etliche Vorbereitungen auf schriftliche und mündliche Prüfungen mitzuerleben, was bedeutet, dass die Schüler alles vorschreiben, 40 Wörter auf ein Formular notieren dürfen und dann mithilfe dieses offiziellen Schummelzettels das auswendig Gelernte wieder zu reproduzieren versuchen. Man muss hier kein Pädagoge oder Linguist sein um zu erkennen, dass das so natürlich nichts mit dem eigenständigen, flexiblen, interaktiven und selbstbewussten Verwenden einer Fremdsprache wird. Aber beim Memory Spielen am Smartboard sind sie wirklich einsame spitze! Da kann man ihnen nichts vormachen!
Wenn wir schon dabei sind, machen wir doch weiter mit den alltäglichen Erfahrungen eines Deutschassistenten. Interessant habe ich gefunden, dass es englischen Schülern unmöglich ist, sich vorzustellen, dass das Klo ein eigener Raum sein kann. Hier gilt: Klo ist immer im Badezimmer. Punkt. Der Grund hierfür. Fragezeichen.
Meine einzige Maturantin Amy
Zuletzt noch schnell die Kategorie „Unsinnige Sätze, die ein englischer Schüler lernen muss und sogar im unwahrscheinlichen Fall, dass er sich irgendwann tatsächlich einmal im deutschsprachigen Raum befindet unter Garantie nicht verwenden wird“:
1. Die Ohrringe sind für die Ohren. 
2. Das Wetter verändert sich.
3. Ich habe zwei Beine.         
Und mein absoluter Favorit: 
4. Ich bin stabil gebaut.
Wie dürfte man sich denn so eine Situation vorstellen, in der man diese Phrasen braucht? …
An einem äußerst wechselhaften Apriltag steht ein Engländer, nennen wir ihn einfach John, vor einem deutschen Mädel, vielleicht eine Hildgard, das verzweifelt versucht ihre Ohrringe in die Nase zu stopfen. Der nette Herr aus England nähert sich der Hilfesuchenden, nimmt die Ohrringe und, während er mit Gesten anzeigt, was zu tun ist, verkündet er wissend: „Die Ohrringe sind für die Ohren.“ Daraufhin ist das Mädchen natürlich sehr dankbar und möchte ihn auf einen Tee mit Scones einladen, weil sie natürlich weiß, dass dies die Lieblingsjause der Briten ist. Aber irgendwie können sie sich nicht entscheiden, ob sie drinnen im Lokal oder draußen auf der Terrasse sitzen sollen, weil es doch so wechselhaft ist und auf Hildegards Frage, was denn heute mit dem Wetter los ist, kann die einzige richtige Antwort nur sein: „Das Wetter verändert sich.“ Völlig entzückt von all dieser Weisheit sieht das Mädchen dann noch, wie der nette John versucht den massiven Holztisch im Lokal zurechtzurücken. Und als Hildegard ausruft „Vorsicht, der Tisch ist stabil gebaut!“, da kann der junge Mann aus England nur milde lächeln und antworten „Nein, ICH bin stabil gebaut!“ und schiebt den Tisch an die bereits völlig Hin-und-weg-seiende heran. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch jetzt in einem Haus mit einem getrennten Bad und Klo! („Ich habe zwei Beine!“ konnte ich beim besten Willen nicht in der Geschichte unterbringen…)
Was habe ich sonst noch in der Schule gemacht? Nun, ich habe drei Wahnsinns-Powerpoint-Präsentationen zum Thema EU vorbereitet. Da sind so viele Informationen drinnen enthalten, selbst Kommissionspräsident José Barroso würde da mit offenem Mund staunend zuschauen und „Quê? Incrível!“ stammeln (wofür er natürlich zwischenzeitlich wieder den Mund schließen müsste). Dann hatte ich eine kleine Auseinandersetzung mit einem Burschen, der nicht arbeiten, sondern lieber seinen Mitschüler ärgern wollte. Woraufhin ich meine ganze Kompetenz und Autorität eingesetzt habe und ihm wissen ließ, wenn er nicht weiterarbeitet, dann…dann…ähm, ja…dann sage ich es der Lehrerin. Was ihn ein müdes Lächeln kostete und er nur meinte, dass ich mich sicher nicht traue, es der Lehrerin zu sagen. Ha, der kannte mich aber schlecht. Petzen ist meine Spezialität. Und als die Lehrerin dann mit ihm fertig war, hat er so brav gearbeitet und geschrieben wie noch nie in seinem noch kurzen Leben zuvor. Ja ja, da habe ich wieder pädagogisch einwandfrei und quasi im Alleingang ein verlorenes Schaf auf den rechten Weg geführt.
Sandra, Margaret und Kim
Am letzten Tag habe ich dann für die LehrerkollegInnen wieder einen meiner mittlerweile berühmten Apfelstrudel gemacht und von den Deutschkolleginnen habe ich ein paar nette Abschiedsgeschenke bekommen. Darüber hinaus habe ich erfahren, dass es an der Schule erst vor kurzem einen Skandal gab, welcher eine Lehrerin, einen 15-jährigen Schüler und eine Affäre beinhaltet hat. Davon stand natürlich nichts in dem Brief, den ich vor genau einem Jahr bekommen habe und in dem mir das Angebot gemacht wurde, dass ich in Audenshaw Fremdsprachenassistent sein könnte. Und im Schulfolder mit den hübschen Bildern, den ich ebenfalls vorher zugeschickt bekam, war interessanterweise auch gar nichts zu lesen davon, dass vor 3 Jahren zwei Burschen die Schule in die Luft sprengen wollten, was ebenfalls die mediale und polizeiliche Aufmerksamkeit auf die Schule lenkte.
Aber, tja, jetzt ist es wieder vorbei. 8 Monate sind um, 8 sehr schöne Monate und in diesem Sinne sage ich „Bye bye, Manchester and I’ll hopefully see you again…“